Leseprobe HUNDEALTER (Gedankensplitter III)


 

 

INHALT

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 11

Vorwort des Verfassers 12

Entwicklung 13

Muttertag 16

Grenzen der Paartherapie 22

Aus den unterdrückten Geschichten des Klein PI: Versprochen 23

Klein Pi hat einen Vogel 25

Aphorismen 26

Globale Erwärmung 27

Frühling 44

Sommer 45

Herbst 47

Winter 49

Weltuntergang 51

Weihnachten 52

Die Achenseebahn 54

Motto der Sekunde 58

Sensationelles Produkt – iLet® 59

Sie folgen Eugen Roth und nehmen im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt Richtung ... 64

Der Jüngling 69

Weggeworfene Gedichte (Throw away poetry) 82

Poetenleid (schon wieder) 86

Der Blick des alten Hundes 88

Kritik: Exzellente DVD der „Fledermaus“ von Johann Strauss 91

Rede des ehrwürdigen Genießers Skrunf vor der Versammlung des Rates 93

Heimatlosengedicht 96

Mondsee 97

Des Neiche Toa fia Verliabte 99

Fünf Phasen 102

Copyright 116

Karadainou GmbH 125

Das Ende der Theorie 131

Kultiviert 139

Der Gasologe II 141

Vorläufig Ende 149

 

Entwicklung

Das Prä-Affenmännchen richtete sich auf.

Tief sog es die Luft in die Nüstern.

Dann trommelte es sich, weithin hörbar, mit den Fäusten gegen die Brust, das es nur so dröhnte. Die Prä-Affenweibchen waren entsprechend beeindruckt.

Entwicklung =>

Der primitive Busch-Frühmensch rückte seine Penishülse zurecht.

Tief und genussvoll sog er die Luft in die Nase und bemerkte den Geruch von heißem Gras, das in der Mittagshitze duftete. Er hörte ein Tier hastig flüchten.

Er hob die Lanze und dann trommelte er, weithin hörbar, auf sein Schild, das es nur so dröhnte. Die Busch-Früh-Frauen waren entsprechend beeindruckt.

Entwicklung =>

Der Wissenschaftler stellte seine Instrumente noch ein wenig präziser ein.

Er dachte, genau in den Grenzen seines Gedanken-Überlastungs-geschützen Gehirns. In brav und eingleisig gehaltenen Gedankenmustern.

Er kontrollierte mit Befriedigung den Ausschlag der Zeiger, die Kurven am Bildschirm und erfreute sich des exakten Eintreffens seiner Prognosen. Keine Abweichung.

Er war von sich selbst entsprechend beeindruckt.

 


Entschuldigung, dass ich Sie hier so direkt anspreche, aber,
und das werden Sie noch merken, das ist manchmal so meine Art.
Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie ein Gesetz exakt einhalten?
… äh …
Also ohne Ihnen jetzt zu nahe treten zu wollen,
das was Sie gerade empfinden, habe ich nicht gemeint.
Ich meinte folgendes:
Sie fahren in einer 30er Zone in einer schmalen Gasse,
in der man nicht überholen kann, exakt 30 km/h.
Und hinter ihnen fährt mit 75 cm Abstand
Mr. Testosteron persönlich.
Und Sie fahren genau 30! Gut!
Und plötzlich wird die Gasse breiter, und er überholt
und fährt genau in eine Polizeikontrolle...
Dieses Gefühl habe ich gemeint.
Und ganz genau um dieses Gefühl geht es
in der nächsten Geschichte überhaupt nicht.

Muttertag

Es war wie jedes Jahr gewesen.

Natürlich waren sie wieder herein gestürmt, ohne Rücksicht zu nehmen, natürlich hatten sie gepoltert wie eine Horde wahnsinnig gewordener Primitiver.

Keiner hatte Rücksicht darauf genommen, dass eine alte Dame, es einfach nicht mochte, so überrumpelt zu werden, herum gezerrt zu werden. So waren sie immer. Jeden Muttertag.

Sie hatten sie in den Rollstuhl gestopft, waren lachend die Gänge entlanggehastet, als wäre sie ein kleines Kind, das Freude darüber empfinden würde, zu schnell durch die Kurven geschoben zu werden, statt eine alte Frau. Sie klammerte sich verstohlen an den Rollstuhl aber sie bemerkten es und gingen langsamer. Sie waren eben lieb.

Und sie selbst hatte sich wie jeden Muttertag dazu gezwungen, sich nichts anmerken zu lassen. Muttertag war einfach zu wertvoll, um den Tag dadurch zu ruinieren, sich von solchen Äußerlichkeiten entmutigen oder enttäuschen zu lassen.

Sie hatte geduldig das Essen, das ihr eigentlich nie schmeckte über sich ergehen lassen wie immer und alles war eigentlich recht gut gelaufen, bis sie sie gefragt hatte, ob sie wieder Urlaub auf den Malediven machen würden. Sie hatten so seltsam irritiert dreingesehen, gar nicht erfreut, ein SCHNITZTER und Jack hatte mit einem, wie sie genau registrierte, seltsam gespannten Unterton in der Stimme erklärt, dass sie noch nie auf den Malediven Urlaub gemacht hätten oder Pläne gehabt hätten, dort jemals Urlaub zu machen. Sonst nichts. Keine weitere Reaktion.

Sie verfluchte im Stillen sämtliche Dossiers, die sie gelesen hatte und nahm sich vor, gewaltigen Stunk im Seniorenheim zu machen. So etwas durfte  nicht passieren. Sie war in einem Zustand, wo sie auf diese verflixten Dossiers angewiesen war. Sie konnte sich einfach nicht mehr alles merken. Es war ganz eindeutig zu viel für sie. Wozu bezahlte sie die Leute eigentlich, wenn dann solche Fehler passierten. Das konnte alles ruinieren. Alles!

Aber sie konnte die Situation irgendwie retten, indem sie ein verlegenes Lächeln aufsetzte und erklärte, dass die Ärzte gemeint hätten, es sei so eine seltsame Sache mit dem Gedächtnis. Dass es einem die eigenartigsten Dinge vorgaukeln könne, und man dann überhaupt nicht mehr in der Lage sei, zu erkennen was richtig oder falsch, wahr oder eingebildet war.

Es war ein Risiko, das Thema anzusprechen,  aber sie schluckten das und trösteten sie sogar rührend, klopften ihr auf die Schulter, dass diese fast schmerzte und sie war gerade noch aus der Situation heraus.

Noch einmal gut gegangen. Aber natürlich war damit der Muttertag irgendwie gelaufen, sie konnte keinerlei Risiko mehr eingehen. Die Chance war verpasst.

Als sie alle wieder weg waren, legte sie die Attribute des Alters ab, die Haare wurden wieder schwarz wie gewöhnlich, der Buckel verschwand und sie war natürlich auch nicht mehr auf so etwas altmodisches wie einen Rollstuhl angewiesen.

Verdammte Maskerade.

Und dann machte sie ihren Untergebenen die Hölle heiß, die ein Milliardenprojekt gefährdeten, nur weil die Dossiers nicht stimmten. Wo doch Karanov sicher nur auf so eine Gelegenheit wartete, um sein eigenes Projekt zu starten und sie auszubooten.

Aber sie tröstete sich: Nächste Woche würde es vielleicht klappen. Irgendwie musste sie es schaffen, dem Gedächtnis der Crew auf die Sprünge zu helfen. Die Initial-Erinnerung zu zünden. Etwas anderes als diese Methode kam nicht in Frage, das Risiko war einfach zu hoch, die echten Erinnerungen für immer zu verändern oder sogar zu zerstören.

Irgendetwas hatte der Crew dort oder während der 120 Jahre der Rückreise im Raumschiff im Tiefschlaf offensichtlich zugesetzt; niemand würde eine weitere Reise wagen, bevor nicht geklärt war, was alle gemeinsam dazu veranlasst hatte, kollektiv in den Wahnsinn zu verfallen, dass sie 800 Jahre in der Vergangenheit lebten. Als Familie, die ihre Mutter zum Muttertag abholen wollte.

Jede Woche. Und jede Woche mit anderen falschen Erinnerungen an eine andere falsche Vergangenheit. In allen Köpfen gleich.

Sie war über den Punkt, sich darüber zu wundern längst hinaus.

Malediven. Zum verrückt werden. Und ihr Team hechelte immer hintendrein, musste immer neue falsche Erinnerungen im Schlaf anzapfen und auswerten.

Viel wichtiger aber: War etwas schiefgegangen, beim ersten Kontakt auf Tau Ceti 8? Hatten die Anderen eingegriffen, die Crew manipuliert? Was war wirklich passiert?

Sie musste es herausfinden, koste es, was es wolle!

Die Sterne warteten auf eine Antwort.

Ihre Antwort.

 

Klein Pi lässt mich irgendwie nicht los ...

Aus den unterdrückten Geschichten des Klein PI: Versprochen

Klein Pi, der sich – wir haben es im ersten Band erfahren – bedauerlicherweise schmerzhaft Gerundet hatte, erlitt aber noch weitere Schicksalsschläge.

Durch die Rundung verleitet, wollte Klein Pi sich nunmehr als Lyriker versuchen. Er sprach seit dem Augenblick nur mehr in Versen. Dies ging eine Zeitlang recht gut, doch eines Abends kam es durch einen Versprecher zu einer totalen Ungereimtheit.

Mit großen Mühen konnte er gerade noch den Buchstaben des Sprachnotdienstes wählen. Dieser brachte ihn umgehend in die Sprachheilanstalt, wo er umgehend in einen natürlichen Strichpunkt versetzt wurde.

Das künstliche Komma war leider schon vergeben.

Wie wird es weitergehen, kann klein Pi sich aus dieser Sprachlosigkeit herausreden?

Mehr dazu in der nächsten Folge …

 

Das im folgenden Gedicht genannte Medikament
ist natürlich NICHT in Verwendung
– sonst müsste ich für die Werbung kassieren.
Auf den Wirkstoff Articainhydrochlorid sind mir
aber nur 2 unpassende und
1 völlig unanständiger Reim  eingefallen ...

Sie folgen Eugen Roth und nehmen im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt Richtung ...

... Zahnarzt
(Eugen Roth: )

Nicht immer sind bequeme Stühle
ein Ruheplatz für die Gefühle
Man säße lieber in den Nesseln
als in den wohlbekannten Sesseln
vor denen sauber und vernickelt
der Zahnarzt seine Kunst entwickelt.

Er lächelt ganz empörend Herzlos
und sagt es sei fast völlig schmerzlos
doch leider unterhalb der Plombe
stößt er auf eine Katakombe
die – wie er mit dem Häkchen spürt
in ungeahnte Tiefen führt.

(Ausfahrt Dr.Dr.Hornbostl: )
Doch deine Angst sei gleich dahin,
gibt es doch jetzt Novocain.
Der Arzt nimmt dafür eine Spritze
Und mit der dünnen feinen Spitze
Macht es nur einmal leise Pieks;
Ab diesem Zeitpunkt spürst Du nix.

Der Arzt indes stellt heiter fest:
Das Loch das geht bis Budapest...
Im Ohr der Bohrer heftig pfeifft
Dieweil der Arzt das Schwarz weg schleift,
Das an dem Zahn nicht hingehört
und was den Meister darob stört.

Indes den Sauger hält dir hin
Die nette Zahnarzthelferin,
So dass das Röcheln, das man hört
Von dir nicht stammt – daher nicht stört.
Weil niemanden es sehr erquickt
Wenn der Patient beim Bohrn erstickt

Jetzt geht`s ans Spülen – gar nicht heiter
stellst du gleich fest: Du sabberst leider
Weil deine Lippe willenlos
läuft dir das Wasser in den Schoß
Und was dir bisher nicht bekannt
Seit eben spuckst du auch noch Sand!

Noch eine Spülung aus der Düse
„Keime tot“ ist die Devise.
Mit flottem Handgriff hast du schon
Außen und Innen den Tampon
Ein letztes Pfauchen kalter Luft
Der Arzt schon nach der Plombe ruft.

Mit sanftem Druck auf die Ruine
Wird jetzt gefüllt mit heitrer Miene
Spachtel um Spachtel weiße Masse
Auch wenn`s nicht zahlt die Krankenkasse.
Jetzt soll ich beißen, leise mahlen:
Das funktioniert jetzt  ohne Qualen.

Die Helferin trägt plötzlich Brille
und setzt auch Dir in aller Stille
obwohl die Augen du geschlossen
so eine auf – ganz unverdrossen.
Und gibt dem Arzt ein ähnlich Ding
Weil aus dem Geber macht es „Pling“

Ganz werd ich aus dem Ding nicht schlau
Ich denke mir, es ist UV
Und binnen weniger Sekunden
Wird die Füllung abgebunden.
Noch einmal wird der Zahn poliert
Und dann mit Spiegel vorgeführt.

Nur das Gefühl der tauben Wange
Erinnert daran, wie ich Bange
zuerst im Wartesaale saß.
Normalerweise gar kein Spaß.
Wer das so gut macht wissen alle Kinder:
Es ist der Liebe Dr. Dr. Binder

 

Reimlosigkeit kann mitunter lästig werden,
wie ein Nagelpilz
Das hatte ich schon in Band I
(Die Reimlosigkeit, NICHT den Nagelpilz!)
[Speziell für Hansi]

Poetenleid (schon wieder)

Heut schreibe ich dir ein Gedicht …
Das hatt&39; ich schon, man glaubt es nicht!
Das alles hat doch keinen Zweck:
Schon wieder sind die Reime weg.

Am Bildschirm (ist ein LCD)
steh&39;n Verse nur, die tun mir weh.
Doch auch beim allerbesten Willen:
Den Schirm den kann ich nicht zerknüllen

wie ehedem das Schreibpapier.
Ein schlechter Reim, und fort mit dir,
in einen Kübel, der aus Blech.
Das geht jetzt nicht. Was für ein Pech.

Ich denke fast, dass ich am End
zu Gänsefeder, Pergament
zurück kehr&39;, und mit Akribie
dann Prosa schreibe wie noch nie!

(Die Verse sprudeln – wie schon immer
Nur ungewollt, und es wird schlimmer!)

... mehr dazu hier.

A - A